Schon vor ihrem Viertelfinale gegen Flavia Pennetta, schrieb ich vom größten Spiel der Karriere von Angelique Kerber. Jetzt steht sie zwei Tage später sogar im Halbfinale gegen Sam Stosur (ab Mitternacht deutscher Zeit). Und hat sogar eine kleine Chance auf den Finaleinzug.
Es war ein Auf und Ab gegen Flavia Pennetta. Da führte Angelique Kerber schon mit 6:4, 4:2, doch dann kamen, natürlich nicht unverständlich, die Nerven. Die Deutsche verlor sechs Spiele hintereinander und lag im dritten Aufschlagsspiel des dritten Satzes auch schon wieder 30:0 hinten bei Aufschlag Pennetta. Doch dann schaffte sie es, wieder ihr Tennis zu spielen. Am Ende verlor sie nur noch ein Spiel und gewann den dritten Satz mit 6:3. Jetzt darf sie zur Belohnung im Halbfinale gegen Sam Stosur ran.
Natürlich wird diese Aufgabe alles andere als einfach. Doch von den drei verbliebenen Halbfinalisten neben ihr hat sie gegen Stosur sicherlich die besten Chancen. Die Australierin bezwang zwar immerhin die Weltranglistenzweite Vera Zvonareva, aber das lag neben ihrer guten Leistung auch daran, dass die Russin mit dem Spiel von Stosur nicht sehr gut zurechtkommt – die hohen Topspinbälle bereiteten Zvonareva schon in den Duellen zuvor sehr häufig Probleme. Ich glaube nicht, dass das Kerber ähnlich geht.
Entscheidend wird vielmehr sein, dass die Deutsche konsequent versucht, Druck zu machen. Sie wird auch Risiko gehen müssen, denn die Australierin kann mit den erwähnten Topspinbällen dafür sorgen, dass ihre Gegnerinnen konsequent weit hinter der Grundlinie bleiben müssen. Ich glaube aber, dass Kerber gute Möglichkeiten hat, das Spiel der Australierin zu entzaubern. Ob sie auch ihre Nerven im Griff hat? „Mir werden jetzt nicht die Hände zittern, wenn ich da rausgehe, auch wenn es ein Halbfinale ist.“ Das sagt sich natürlich einfach. Aber, eins ist klar, die Deutsche hat in diesem Spiel absolut nichts zu verlieren. Zudem ist sie eine Formspielerin: wenn’s läuft, dann läuft’s, wenn nicht, dann geht gar nichts. Nicht ohne Grund ist sie in der Weltrangliste nach schlechten Leistungen zuletzt bis auf Rang 92 zurückgefallen. Mit dem Halbfinale wird sie aber an der Grenze zu den Top 30 kratzen und bei den nächsten Grand Slam-Turnieren wohl sogar zu den gesetzten Spielerinnen zählen.
Für Sam Stosur ist es die große Chance, in ihr zweites Grand Slam-Finale einzuziehen. Ihr erstes Finale verlor sie übrigens 2010 bei den French Open gegen Francesca Schiavone. Die Quotierung war damals in etwa die gleiche wie heute gegen Kerber. Ja, Sam Stosur ist nicht gerne die haushohe Favoritin in den wichtigsten Spielen ihrer Karriere. Vielleicht ist genau das die große Chance von Angelique Kerber.