Es hätte kaum schlimmer kommen können. Die deutschen Tennisspieler haben gleich in der ersten Runde schwere, teilweise unlösbare Aufgaben vor sich. Vor allem Philipp Petzschner, Florian Mayer und Rainer Schüttler müssen schon in der ersten Runde gegen die erweiterte Weltspitze ran.
Waren das noch Zeiten als Rainer Schüttler entspannt ins Halbfinale von Wimbledon einziehen konnte und dabei nur einen gesetzten Spieler aus dem Weg räumen musste. In der ersten Runde trifft er bei den Australian Open in Melbourne jetzt auf Fernando Verdasco. Vielleicht sollte der Korbacher vor diesem Spiel eine Trainingseinheit mit Benjamin Becker einlegen, denn der hat den Spanier schon drei mal geschlagen und ist eine Art Lieblingsgegener von ihm. Schüttler selbst hat bisher beide Duelle mit Verdasco verloren. Allerdings besteht trotzdem eine kleine Hoffnung: Verdasco spielt im Moment weit entfernt von seinem Leistungsvermögen.
Eine noch schwerer Aufgabe dürfte Philipp Petzschner vor sich haben. Der Bayreuther trifft gleich in der ersten Runde auf Jo-Wilfried Tsonga [13]. Der Franzose stand hier immerhin schon einmal im Finale. Auch wenn er zuletzt Verletzungssorgen hatte, dürfte er hier gegen Petzschner locker gewinnen können. Denn auch der hatte gegen Ende der letzten Saison Verletzungssorgen und dürfte auch in Melbourne noch nicht wieder in Topform sein.
Ein richtiger Kracher könnte das Match zwischen Florian Mayer und Nikolay Davydenko [23] werden. Mayer spielt gerne die Rolle des Außenseiters, wie zuletzt im vergangenen Jahr in Wimbledon als er mit Marin Cilic und Mardy Fish zwei Mitfavoriten eliminierte. In Melbourne bezwang er 2007 auch schon Robin Söderling. Nikolay Davydenko wird also gewarnt sein, geht aber natürlich als klarer Favorit in diese Partie. Und es geht so weiter: Benjamin Becker bekommt es in der ersten Runde mit Ernests Gulbis [24] zu tun. Auch wenn der Lette zuletzt in Sydney über Müdigkeit klagte, er zählt trotzdem immer zu den Geheimfavoriten auf Hardcourt. Und wird Becker das Leben sicherlich nicht einfach machen zu Beginn des Turniers.
Das Lospech macht selbst vor dem neuen Wahldeutschen nicht halt. Dustin Brown, der ab dieser Saison für Deutschland spielt, muss ebenfalls gegen einen gesetzten Spieler ran: Albert Montanes [25] wartet. Immerhin spielt der Spanier lieber auf Sandbelägen, vielleicht hat Brown so immerhin eine kleine Chance. Und auch Michael Berrer trifft auf einen gesetzten Spieler. Guillermo Garcia-Lopez [32] ist in der Form seines Lebens, steht in der Weltrangliste so hoch wie noch nie. Natürlich wird mit dem Spanier auch beim ersten Grand Slam-Turnier des Jahres zu rechnen sein. Auch wenn er bei den ersten beiden Turnieren des Jahres nicht sein allerbestes Tennis zeigen konnte.
Mischa Zverev hat immerhin einen ungesetzten Spieler zugelost bekommen. Aber wahrscheinlich einen der besten ungesetzten Spieler, die es im Draw gibt: Janko Tipsarevic. Der kann an einem guten Tag jeden schlagen, an einem schlechten Tag aber auch fast gegen jeden verlieren. Selbst gegen einen Mischa Zverev, der im Moment auch auf Formsuche ist. Doppeltes Glück hat immerhin Björn Phau. Er ist nicht nur als letzter Spieler ohne Qualifikation ins Hauptfeld gerutscht, er bekommt in der ersten Runde auch noch einen Qualfikanten zugelost.
Bleibt noch der beste Deutsche: Philipp Kohlschreiber. Er bekommt es in der ersten Runde mit Landsmann Tobias Kamke zu tun. Beide verloren zuletzt in Auckland in drei Sätzen gegen David Ferrer, es könnte also auch in Melbourne eng werden, zumal Spiele zwischen zwei deutschen Spielern häufig einen überraschenden Ausgang nehmen. In der zweiten Runde dürfte für den Sieger dieser deutsch-deutschen Partie dann wohl schon Schluss sein. Immerhin wartet Tomas Berdych, der an Nummer 6 gesetzte Spieler.
Das Drama in der Übersicht:
[9] Fernando Verdasco – Rainer Schüttler
[13] Jo-Wilfried Tsonga – Philipp Petzschner
[23] Nikolay Davydenko – Florian Mayer
[24] Ernests Gulbis – Benjamin Becker
[25] Albert Montanes – Dustin Brown
[32] Guillermo Garcia-Lopez – Michael Berrer
Mischa Zverev – Janko Tipsarevic
Tobias Kamke – Philipp Kohlschreiber
Björn Phau – Qualifikant
Daniel Brands – Sergej Stakhovsky