„Im zweiten Satz habe ich mich selbst immer wieder angefeuert, ich habe Energie gebraucht“. Das sagte Sabine Lisicki nach ihrem Dreisatzerfolg gegen Svetlana Kuznetsova. „Und das Publikum hat mir dabei geholfen“. Im ersten Satz lief nichts zusammen, die Deutsche produzierte vermeidbare Fehler am laufenden Band, Kuznetsova musste gar nicht viel tun, um den Satz ungefährdet mit 6:2 zu gewinnen. Nach fünf Breaks zu Beginn gewann die Russin drei Spiele in Serie zum Satzgewinn. Ein großes Problem in Lisickis Spiel war auch ihr Aufschlag: vier Doppelfehler, wenige freie Punkte, gegen eine defensivstarke Spielerin wie Svetlana Kuznetsova wird es dann doppelt schwer.
Nach dem ersten Satz verließ Lisicki den Court – eine gute Entscheidung. Zwar lief im zweiten Satz alles erst einmal ähnlich wie im ersten Satz, man konnte aber von Spiel zu Spiel sehen, wie die Deutsche sich steigerte. Zunächst fanden einige Gewinnschläge wieder den richtigen Platz im Feld, dann kam auch der Aufschlag wieder besser. Beim Stand von 2:6 und 1:3 machte es dann richtig „Klick“. Das zeigt auch die Zahl der Winner im zweiten Satz: 17:4 für Lisicki. Was nur wenige Spielerinnen schaffen, das gelang Lisicki heute: sich an einem schwachen Tag aus dem spielerischen Loch ziehen. Im englischen klingt das ja viel schöner irgendwie: „to dig yourself out of a hole“. Das gelingt nur wenigern Spielern auf der Tour, bei Petra Kvitova konnte man das vorgestern sehen gegen Carla Suarez Navarro, allerdings lief die Tschechin längst nicht so unrund wie Lisicki hier in den ersten 1 1/2 Sätzen.
Im dritten Satz musste Lisicki dann nur noch die Form konservieren. Das war nicht einfach, denn nun verließ Kuznetsova für eine kurze Auszeit den Platz. Die Deutsche ließ sich davon aber nicht beirren, servierte mit einer Quote von 68 Prozent ersten Aufschlägen im Feld – ein Schlüssel im dritten Satz. Dank des guten Aufschlags und einigen schönen Gewinnschlägen erspielte sie sich eine schnelle 5:1-Führung. Dann wurde es noch mal brenzlig. Kuznetsova hatte nichts mehr zu verlieren. Sie fing plötzlich an, selbst Risiko zu gehen und selbst im Lisicki-Stil auf die Bälle zu gehen. Und so schlug sie im dritten Satz mehr Winner als im ersten und zweiten Durchgang zusammen – obwohl sie am Ende 6:2 verlor. Ja, Lisicki verlor noch einmal ihren Aufschlag, ließ sich davon aber nicht beirren und verwandelte ihren vierten Matchball zum 2:6, 6:4, 6:2-Sieg. Als nächstes geht’s jetzt gegen Maria Sharapova.
Die Russin gewann zuvor gegen Angelique Kerber, relativ deutlich mit 6:1, 6:2. Doch der Sieg war harter erkämpft als das Ergebnis erwarten lässt. Nach einem Quickie im ersten Satz musste Sharapova im zweiten Satz richtig kämpfen. Kerber konnte ihre Anfangsnervosität ablegen und spielte munter mit, vor allem zu Beginn des zweiten Satzes, in dem ein Aufschlagsspiel zu Beginn länger als eine Viertelstunde dauerte und unzählige Male über Einstand ging. Die Deutsche pushte sich plötzlich auch richtig, doch die engen Spiele konnte sie zumeist nicht für sich entscheiden. Nach 90 Minuten musste sie sich der Russin geschlagen geben, der zweite Satz zwischen den beiden war aber einer der besten in diesem Turnier bisher.