Am Samstag beginnt der Fed Cup der Damen, das Pendant zum Davis Cup. Acht Mannschaften ermitteln die beste Tennis-Nation der Welt, dank des lockeren 5:0-Erfolgs gegen die williams-losen USA im vergangenen April ist auch die deutsche Mannschaft wieder dabei. Allerdings hat man mit Tschechien ein schweres Los gezogen.
Das Los wirkt umso schwerer, wenn man sich anschaut, wer überhaupt dabei ist in der ersten Liga der besten acht Nationen. Fünf der Top10-Spielerinnen können nicht mitwirken, weil die Teams aktuell nicht in der Weltgruppe vertreten sind. Das liegt zum einen daran, dass vielen Nationen eine zweite gute Spielerin fehlt. Bestes Beispiel ist Dänemark: Nach der Weltranglistenvierten Caroline Wozniacki kommt lange nichts, Karen Barbat liegt als zweitbeste Dänin auf Position 652. Ein weiteres Problem: oft fallen gute Spielerinnen verletzt aus oder haben mal keine Lust, weil die Spiele nicht in den Turnierplan passen. Ein Problem, das Deutschland aktuell nicht hat. Obwohl Andrea Petkovic als beste deutsche Spielerin im Moment verletzungsbedingt nicht antreten kann, konnte es sich die deutsche Teamchefin Barbara Rittner erlauben, auf die Top50-Spielerin Mona Barthel zu verzichten. Einige Weltgruppe-Nationen würden die mit Kusshand nehmen an diesem Wochenende.
Deutschland vs. Tschechien
Spiel 1: Sabine Lisicki vs. Iveta Benesova (Sa, 12 Uhr/SWR live)
Spiel 2: Julia Goerges vs. Petra Kvitova (im Anschluss)
Spiel 3: Sabine Lisicki vs. Petra Kvitova (So, 11 Uhr/Eins+ live)
Spiel 4: Julia Goerges vs. Iveta Benesova (im Anschluss)
Spiel 5: Groenefeld/Kerber vs. Hradecka/Zahlavova Strycova (im Anschluss)
Nachdem ich schon auf Barbara Rittner einprügeln wollte wegen der Entscheidung auf Indoor-Hardcourts zu spielen statt auf Sand, muss ich mich doch etwas zügeln. “Der Platz nimmt den Spin der Spielerinnen gut an”, sagte die deutsche Teamchefin über den Belag von Stuttgart, der bewusst so gewählt wurde. “Das sollte vor allem Kvitova Probleme bereiten, sie mag eher Plätze, wo der Ball niedriger abspringt.” Man hat also doch mitgedacht im deutschen Team. Es wird trotzdem sehr schwer, denn Petra Kvitova hat ihre letzten 25 Partien auf Indoor-Hardcourts allesamt gewonnen. Sie dominiert mit ihrem starken Linkshänder-Aufschlag und den tollen Grundschlägen das Spiel auf den schnellen Belägen. So gut, dass sie ihre Gegnerinnen inzwischen “petrafied” (petrified = versteinert). Dieses Wortspiel passt sehr gut, denn wenn die Tschechin einen guten Tag hat, kann man nahezu nichts gegen die Winner machen und eigentlich nur versteinert zuschauen, wie Kvitova ihr Spiel auf den Platz zaubert. Die letzte Niederlage auf einem Indoor-Hardcourt musste sie Ende 2010 einstecken, als sie längst noch nicht so stark war wie heute, und auf Platz 35 in der Welt stand. Seitdem hat Kvitova alles geschlagen, was Rang und Namen hat.
Am ersten Tag sollte Deutschland trotzdem zumindest ein 1:1 auf das Scoreboard bringen können, denn so deutlich Kvitova gegen Goerges Favoritin ist, so deutlich ist Sabine Lisicki auch gegen Iveta Benesova zu favorisieren. Im letzten Duell der beiden konnte sie die Tschechien bei ähnlichen Bedingungen in Luxemburg im Jahr 2009 locker bezwingen.
Die Entscheidung wird also ziemlich sicher am zweiten Tag fallen. Dann trifft Lisicki auf die Favoritin Kvitova, während das Duell zwischen der deutschen Nummer zwei und Benesova ein Spiel auf Augenhöhe sein dürfte. Ob dann auch wirklich Julia Goerges aufläuft im zweiten Einzel, da bin ich mir noch nicht so sicher. Denn mit ziemlicher Sicherheit wird Goerges gegen Kvitova keine Chance haben – je nach Leistung könnte sich Rittner dann für Angelique Kerber entscheiden im zweiten Einzel am Sonntag. Die direkten Bilanzen gegen Benesova: Kerber 1:0, Goerges 0:1.
Allerdings ist Kerber auch für das mögliche (und gar nicht so unwahrscheinliche) Schlussdoppel vorgesehen an der Seite von Anna-Lena Groenfeld. Hier ist Deutschland aber ganz sicher als Außenseiter anzusehen, denn Lucie Hradecka (#11 in der Doppel-Weltrangliste) und Barbora Zahlavova Strycova (#31) sind hier nicht nur stärker, sondern auch deutlich erfahrener. Letzendlich muss Deutschland die beiden Pflichtpunkte gegen Benesova holen und einen weiteren Überraschungspunkt einfahren. Keine leichte Aufgabe. Am Samstag ist der SWR bei den Spielen dabei, am Sonntag der Digitalkanal Eins Plus. Zudem bietet der SWR einen Livestream von allen Partien an.