Phil Taylor und Raymond van Barneveld haben am Neujahrstag schwere Aufgaben zu bewältigen bei der Dart-WM im Londoner Alexandra Palace. Taylor wird sich deutlich steigern müssen, um gegen Mark Webster bestehen zu können, „Barney“ ist gegen Gary Anderson sogar nur Außenseiter. Hier gibt’s die Vorschau auf die vier Viertelfinals.
Terry Jenkins – Wesley Newton (15.10 Uhr deutscher Zeit)
Ein Spiel auf Augenhöhe wird es hier geben im einzigen rein britischen Duell. In ihren bisherigen drei Partien spielten Jenkins und Newton fast den gleichen Schnitt: Jenkins liegt bei 92,71, Newton bei 92,64 – beide steigerten sich dabei von Runde zu Runde deutlich. Wesley Newton ist der einzige Spieler im Turnier, der bisher ohne jeden Satzverlust geblieben ist. Das lag natürlich auch daran, dass er bisher auf keinen gesetzten Spieler traf, aber trotzdem: Er gehört zu den Spielern mit der größten Solidität und Konstanz. Zwar ist er kein Spieler, der 180er in Serie wirft, bisher gelangen ihm in seinen drei Partien nur sieben Maximums (Jenkins: 17). Dass er hier trotzdem bisher so souverän gewonnen hat, liegt vor allem an seinen soliden Check-Outs. Terry Jenkins hat sicherlich die größere Erfahrung, denn er hat schon mal ein Viertelfinale gespielt bei einer WM (unterlag 2007 allerdings Andy Hamilton mit 4:5). Ich glaube, dass auch dieses Spiel hier wieder über die volle Distanz geht: Jenkins wird sich viele Legs sichern können durch seine hohen Scores, selbiges sollte Newton aber dank seiner guten Check-Out-Qualitäten gelingen. Es wird ein ständiges Hin und Her geben, in dem ich Newton deutlich höhere Chancen einräume als das der Wettmarkt hier tut.
Empfehlung: Wes Newton to win at 2,80 (Betfair)
Adrian Lewis – Vicent van der Voort (ca. 16.45 Uhr)
Dieses Match dürfte ein Festival der schnellen Würfe werden. Beide lieben die schnellen Aufnahmen. Bei Adrian Lewis wird dies mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit wieder zu vielen 180ern führen, bei Vincent van der Voort hängt es von der Tagesform ab. Wenn er einen guten Tag erwischt, kann es so laufen wie im Achtelfinale gegen Simon Whitlock. Den australischen Geheimfavoriten bezwang er nach trägem Start mit hohen Scores und halbwegs soliden Check-Outs. Gegen Adrian Lewis wird er wieder eine solche Performance aufbieten müssen. Möglich ist das, ich glaube aber nicht, dass er das schaffen kann. Die Pre-Match-Quote halte ich hier für perfekt getroffen.
Empfehlung: No Bet
Gary Anderson – Raymond van Barneveld (20.40 Uhr)
Das erste Abendspiel dürfte ebenfalls ein Festival der schnellen Würfe werden. Und genau hier liegt der Grund für meine Wette auf Raymond van Barneveld. Der Holländer tut sich schwer gegen Spieler, die sich ihre Zeit nehmen bei den eigenen Würfen, er findet so nur schwer einen Rhythmus, das konnte man gegen Colin Osborne gut sehen. Gegen den Briten zeigte er am Ende aber, dass er jederzeit explodieren kann, bog einen 2:3-Rückstand noch in einen Sieg um. Ich glaube nicht nur, dass das Spiel von Anderson dem Holländer hier entgegenkommt. Der Sieg in der Runde zuvor wird „Barney“ förmlich befreien, man konnte das im Interview nach dem Spiel schön sehen. Ein erleichterter „Barney“ sagte: „Ich muss nur meinen Rhythmus finden und die Doppel treffen, wenn das klappt, dann läuft es, wie in den letzten beiden Sätzen“. Warum ist Gary Anderson hier aber Favorit? Die Antwort ist relativ einfach: Er spielt bisher das mit Abstand beste Dart von allen Spielern, thront mit einem Schnitt von 105 Punkten förmlich über dem restlichen Feld. Und trotzdem: Dies ist ein Viertelfinale, Gary Anderson ist nicht dafür bekannt, gute Nerven zu haben. Wenn er den Schnitt halten kann wird er natürlich schwer zu bezwingen sein, aber ich sehe Barney hier nach dem Befreiungssieg gegen Osborne nicht als deutlichen Außenseiter. Ich glaube, dass der Wettmarkt in diesem Fall übertreibt, die guten Scores des Schotten überbewertet.
Empfehlung: Raymond van Barneveld to win at 2,60 (Betfair)
Phil Taylor – Mark Webster (ca. 22.10 Uhr)
„Aber dann tauchte der 50 Jahre alte Engländer kürzlich mit Brille bei einem Turnier in Wolverhampton auf“. Die FAZ schreibt heute über Gerüchte um Phil Taylor. Dass er nicht mehr so gut sehen kann. Dass er deswegen Probleme hat, die Doppel zu treffen. Ja? Es wäre eine mögliche Erklärung warum Phil „The Power“ Taylor im Moment weit unter seinem Leistungsvermögen agiert. Zwar hat er in den letzten beiden Runde wieder jeweils einen guten Schnitt gespielt (102 gegen Laursen und 98 gegen Wright), in absoluter Topform ist der 15-malige Weltmeister aber noch lange nicht. Und auch deshalb ist ein ähnlich Überraschendes Ausscheiden wie beim World Cup of Darts gegen Spanien (damals an der Seite von Adrian Lewis) nicht unwahrscheinlich. Zumal Mark Webster im Moment so gut Dart spielt wie noch nie und bei ebenjenem World Cup of Darts zusammen mit Barrie Bates bis ins Finale stürmte. Natürlich hat Taylor immer noch das deutlich größere Potential, aber zu diesen Quoten kann man hier nur auf den Walliser setzen.
Empfehlung: Mark Webster to win at 6,00 (Betfair)